Echo-Interview mit Geschäftsführerin Gabriele Patzke
Kontinuität neu gedacht
(29. März 2018) Seit Anfang des Jahres ist Gabriele Patzke (58) neue Geschäftsführerin der Sozial-Betriebe-Köln. Für die aktuelle Ausgabe des Echo sprach Götz Großhans mit der studierten Sozialpädagogin unter anderem über ihren bisherigen beruflichen Werdegang, die ersten Wochen im neuen Amt und zukünftige Herausforderungen.
Echo: Frau Patzke, die ersten Wochen als SBK-Geschäftsführerin liegen hinter Ihnen – wie war der Einstieg?
Gabriele Patzke: „Turbulent – der Einstieg war turbulent. Zum einen, da die Nachfolge für meine alte Position noch nicht geregelt ist und ich so zwei Aufgaben zu bewältigen habe, zum anderen stand gleich zu Beginn die Karnevalssession an. Ich gehe zwar gerne zu den Sitzungen, die die Gesellschaften für uns ausrichten, kann aber natürlich nicht gleichzeitig am Schreibtisch sitzen. Richtig aufregend wurde es dann aber durch die Bingo-Geschichte. Es war unglaublich, wie viele Medienanfragen wir hatten und wie groß das öffentliche Interesse war. Auch privat bin ich noch nie so häufig auf meine Arbeit beziehungsweise die SBK angesprochen worden.“
Sie sind schon recht lange bei den heutigen SBK beschäftigt?
„Ja, schon seit über dreißig Jahren. Den ersten Kontakt gab es sogar noch früher, 1980. Während meines Studiums habe ich im Senioren- und Behindertenzentrum Mülheim in der Pflege gejobbt. Mein Anerkennungspraktikum habe ich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gemacht und anschließend drei Jahre als Gruppenleiterin bei der Lebenshilfe gearbeitet. 1986 habe ich dann hier die Leitung der Beschäftigungstherapie übernommen, das ist heute die Soziale Betreuung. Rund zehn Jahre später wurde ich dann Leiterin des Seniorenzentrums Riehl und noch einmal zehn Jahre später zusätzlich stellvertretende Geschäftsführerin.“
Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert?
„Es gab viele Veränderungen: Die Werkstätten und Behindertenwohneinrichtungen sind beispielsweise dazu gekommen und aus der ‚Verwaltung‘ wurden die ‚Serviceabteilungen‘. In der aktuellen Folge der Echo-Serie ‚90 Jahre SBK‘ ist das ja schön zusammengefasst. [Siehe Echo Seite 16, Anmerkung der Redaktion.] Als ich anfing, gab es noch Vierbettzimmer und die Altenheime der Stadt Köln – so hießen wir damals – hatten keinen sonderlich guten Ruf. Ich denke, das ist heute anders. Unsere oberste Prämisse ist, dass sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner bei den SBK wohlfühlen und darauf verlassen können, dass sie gut gepflegt und betreut werden.“
Welche Herausforderungen gilt es zu meistern, damit das so bleibt?
„Es gibt eine ganze Reihe von Aufgaben die vor uns liegen: In Dellbrück und Bocklemünd müssen wir durch Um- beziehungsweise Neubau noch die Standards für Pflegeeinrichtungen erfüllen; zahlreiche gesetzliche Vorgaben wie die Pflegestärkungsgesetze oder das Bundesteilhabegesetz müssen umgesetzt werden. Auch die Digitalisierung macht vor uns nicht halt und ist eine enorme Herausforderung, insbesondere unter dem Gesichtspunkt des verschärften Datenschutzes. Zum Glück haben wir aber in allen Bereichen engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich bin sehr optimistisch, dass es uns gelingen wird, diese und viele weitere Herausforderungen gemeinsam zu meistern.“
Stichwort „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ – wie schätzen Sie die Personalsituation bei den SBK ein?
„Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken um auch mittel- und langfristig genug qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Auszubildende für die SBK zu gewinnen. Zudem muss sich gesamtgesellschaftlich die Situation für Beschäftigte in Pflege und Betreuung spürbar verbessern – finanziell, von der Belastung her und auch was die Anerkennung betrifft. Wir bei den SBK setzen uns beispielsweise für einen höheren Personalschlüssel ein, sind hier aber vom Gesetzgeber und den Kostenträgern abhängig. Parallel müssen wir durch ‚In-House-Maßnahmen‘ die Rahmenbedingungen in allen Bereichen weiter verbessern. Beispielsweise in der Pflege durch den Ausbau der Springerpools damit Kolleginnen und Kollegen wirklich Freizeit haben, wenn sie frei haben und nicht wie jetzt bei der Grippewelle, doch einspringen müssen.“
Noch einmal zurück zu Ihnen: Was haben Sie von Ihrem Vorgänger Otto Ludorff übernommen und was machen Sie vielleicht anders als er?
„Wenn man so lange zusammenarbeitet, das prägt natürlich – ich habe sicherlich einiges von ihm angenommen. Herr Ludorff hat beispielsweise bei seinem Abschied gesagt, dass er jeden Tag gerne zur Arbeit gekommen ist, das könnte ich sofort unterschreiben. Es geht auch nicht darum, dass ich hier jetzt alles auf links drehe – ich stehe für Kontinuität im Sinne stetiger Entwicklung. Ich war bei allen großen Entscheidungen mit eingebunden und konnte viele eigene Ideen aktiv umsetzen – denken Sie nur an das Neubauprojekt in Riehl. So wie die SBK heute dastehen sind es auch ‚meine SBK‘, wenn man das so sagen darf. Aber natürlich gibt es auch Unterschiede. Ich komme eher aus der Praxis und habe deshalb vielleicht bei manchen Themen einen anderen Zugang. Ich betrachte die Dinge meist unter dem Aspekt, ob und wie sie vor Ort umgesetzt werden können.“
Echo Nr. 1/2018
Die neue Ausgabe der SBK-Zeitschrift Echo ist soeben erschienen und an den einzelnen SBK-Standorte erhältlich.