1933 – 1945
Im Nationalsozialismus
Die exakten Vorgänge innerhalb der „Riehler Heimstätten“ zwischen 1933 und 1945, die Einzelschicksale von Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Verantwortlichkeit für begangenes Unrecht sind bis heute nicht ausreichend erforscht. Fest steht jedoch, dass es sich um das dunkelste Kapitel der Unternehmensgeschichte handelt.
Die Veränderung der politischen Machtverhältnisse in Deutschland führten dazu, dass Hertha Kraus, die Gründerin der „Riehler Heimstätten“, 1933 als „Nicht-Arierin“ und SPD-Mitglied entlassen wurde und darauf in die USA emigrierte. Ebenfalls 1933 wurde auch Dr. Weltring, der Direktor der „Riehler Heimstätten“ abgesetzt.
Da es in Köln das Altersheim des Israelitischen Asyls gab, lebten wohl relativ wenig Menschen jüdischen Glaubens in den „Riehler Heimstätten“, ab 1937 sollten Juden dann nur noch in jüdischen Einrichtungen aufgenommen werden. Belegt ist, dass 14 Bewohnerinnen der „Riehler Heimstätten“ mit geistiger Behinderung bis 1940 zwangssterilisiert wurden. Wie viele Personen in den Folgejahren Opfer von sogenannten „Euthanasiemaßnahmen“ wurden, ist dagegen unbekannt.
Während des Krieges wurde in Deutschland im Bereich der Alten- und Krankenbetreuung eine „Verdrängungskette“ in Gang gesetzt: Um Platz zu machen für die Akutkranken wurden die sogenannten „Siechen“ und Altersschwachen in ehemalige Einrichtungen der Psychiatrie verlegt. Deren ursprüngliche Bewohnerinnen und Bewohner wurden zuvor meist planmäßig vergast. Es ist davon auszugehen, dass hiervon auch zugezogene Personen der „Riehler Heimstätten“ betroffen waren.
Ab Juli 1942 wurde mit der „Evakuierung“ der „Riehler Heimstätten“ begonnen und mehrere hundert Personen (die Zahlenangeben hierzu schwanken) in psychiatrische Einrichtungen in Düren und Zülpich gebracht, die zuvor auf die beschriebene Weise „geräumt“ worden waren.
Bis Oktober 1943 wurden insgesamt 3.000 Bewohnerinnen und Bewohner der „Riehler Heimstätten“ in z.T. weit entfernte Gebiete „verlegt“. Allgemein waren die Situation und Versorgung in den „Kriegsalten-“ und „Kriegssiechenheimen“ desolat und es ist davon auszugehen, dass dies auch für die Ausweichquartiere der „Riehler Heimstätten“ galt. So „(…) wurden seit dem Sommer 1943 Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen sowohl aktiv getötet, als auch ihr Tod durch Vernachlässigung und katastrophale Rahmenbedingungen billigend in Kauf genommen.“
Nach Kriegsende dauerte die Rückführung der Überlebenden dann noch Jahre und es ist unklar, wie viele der aus den „Riehler Heimstätten“ Evakuierten überhaupt nach Köln zurückgekehrt sind.