Hertha Kraus

1897

  • Hertha Kraus wird am 11. September in Prag geboren.

1902

  • Übersiedlung der Familie nach Frankfurt/Main.
  • Der Vater Alois Kraus übernimmt die Stelle eines Oberlehrers an der Höheren Handelsschule und lehrt an der „Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften“.

1918

  • Austritt aus der Israelitischen Kultusgemeinde und Beitritt zur Religionsgemeinschaft der Quäker.

1919

  • Promotion bei Christian Jasper Klumker (1868-1942), Leiter des „Seminars für Armenwesen und soziale Fürsorge“ an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der 1914 gegründeten Reformuniversität Frankfurt/Main und einzigem Lehrstuhlinhaber für „Fürsorgewissenschaften und Statistik“.
    Klumker prägte das Reichsjugendwohlfahrtgesetz von 1922 erheblich mit, bezog internationale Forschungen in seine Arbeit ein und weckte Hertha Kraus Interesse für eine internationale Zusammenarbeit. Thema der Arbeit: „Über Aufgaben und Wege der Jugendfürsorgestatistik“.
  • Mitarbeit bei der „Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost“, dem ersten Projekt der Gemeinwesenarbeit in Deutschland, einem Beratungs- und Bildungsangebot für verwahrloste Jugendliche.

1920

  • Helferin bei der Kinder- und Studentenspeisung der Quäker, dann Direktorin der amerikanischen Quäkerspeisungs-Mission in Berlin.
  • Angestellte des Reichsernährungsministeriums als Regierungsdirektorin.

1923

  • Amtsantritt als Leiterin des Wohlfahrtsamtes der Stadt Köln (Abteilung für öffentliche Wohlfahrtspflege der Stadt Köln) im Rang einer Stadtdirektorin.
  • Fünfmonatige Studienreise durch die USA kurz nach Amtsantritt.
  • Ausführlicher Reisebericht in der Neuen Frankfurter Zeitung (28. Oktober).

1924

  • Eintritt in die Arbeiterwohlfahrt.
  • Enge Kontakte zu Marie Juchacz, Elisabeth Kirschmann-Roehl und Wilhelm Sollmann.
  • Mitglied des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine.
  • Dozentin an der Wohlfahrtsschule in Köln.

1925

  • Mitarbeit an der Denkschrift zum ersten Weltkongress für Kinderhilfe in Genf.

1929

  • Teilnahme am XI. Kongress des Weltbundes für Frauenstimmrecht und staatsbürgerliche Frauenarbeit in Berlin.

ab 1930

  • Artikel zur US-amerikanischen Wohlfahrtspflege in verschiedenen Fachzeitschriften, besonders“Deutsche Zeitschrift für Wohlfahrtspflege“.

1931

  • Weitere Studienreise in die USA.

1933

  • Entlassung als „Nicht-Arierin“ und Mitglied der SPD aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums.
  • Emigration in die USA (ihre Lebensgefährtin Gertrud Scholz folgt). Professorin für Social Work am Margret Morrison College und am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh. Kraus’ Arbeitsschwerpunkte sind im Rahmen der Sozialpolitik von Roosevelts Politik des New Deal sehr gefragt.

1936

  • Berufung an das Bryn Mawr College der Quäker als Professor of Social Work and Social Research; als Vorstandsmitglied des ASFC Hilfe (Quäker-Hilfe) für Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland.
  • Beraterin des Social Security Board (SSB) (Qualitätssicherung im nationalen Wohlfahrtssystem)

1938 bis 1942

  • Zusätzliche Lehrtätigkeit an der University of Washington.

1942

  • Lehrtätigkeit an der Columbia University, New York.

1943

  • Lehrtätigkeit am Swarthmore College.
  • Memorandum mit der Forderung nach Nachbarschaftshäusern nach beendetem Krieg in den zerstörten Städten Deutschlands.

1944

  • Konrad Adenauer nimmt Kontakt zu Hertha Kraus auf und bittet sie um Aufbauhilfe nach dem Krieg.
  • Lehrtätigkeit am Haverford College.

1944 bis 1946

  • Lehrtätigkeit am Teaching Center der United Nations Relief and Rehabilitation Agency.

1946

  • Deutschlandaufenthalt als „Special Representative“ des ASFC und Mitarbeiterin der Amerikanischen Militärregierung. Initiiert regelmäßige internationale Sozialarbeitertreffen in Berlin zum Aufbau der Sozialarbeit in Deutschland. Mitarbeit an der Reorganisation der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Unterstützung der Re-Edukation sozialer Fachkräfte im Sinne demokratischer Professionalität. Kraus misst „Casework“, der sozialen Einzelfallhilfe, für die Haltungsänderung gegenüber den Klienten eine wichtige Bedeutung zu (Respekt der Individualität), obgleich sie selbst nicht in diesem Arbeitsansatz ausgebildet war.

1950

  • Als wichtige Arbeiten für die deutsche Sozialarbeit der Nachkriegszeit erscheinen „Von Mensch zu Mensch, Casework als soziale Aufgabe“ sowie „Casework in den USA. Theorie und Praxis der Einzelhilfe“.

bis 1952

  • 13 Nachbarschaftsheime der Quäker und anderer amerikanischer Hilfsorganisationen entstehen in deutschen Städten, auch in Köln.

1961/1962

  • erneute Lehrtätigkeit am Haverford College

1963

  • Eintritt in den Ruhestand.
  • In Berlin Vortrag über Gemeinwesenarbeit „als umfassende Form der Koordinierung fürsorgender Tätigkeit in komplexen Gemeinwesen“. Aktivitäten für die deutsch-deutsche Verständigung.

1968

  • Hertha Kraus stirbt am 16. Mai 1968 in Haverford/Pennsylvania (USA).

Autorin: Monika Frank